03.08.2018 Fahrtengruppe Stamm St.Jörg
Fahrtenblog#4
The Hunger Games und eine unerwartete Wendung
Jaja wir wissen, dass gestern nichts gekommen ist… Doch keine Sorge, wir leben noch, es war einfach zu schön um zu schreiben.
Aber Geduld, wir fangen von vorne an:
Wir erwachten in unserer Idylle wie immer natürlich seeehr früh und machten uns sofort ans gewohnte Tagwerk: Kohten abgebaut, Feuerstelle verscharrt noch einmal Wasser am Bach geholt. Und dann Frühstück mit dem am Vorabend selbst gebackenen Fladen, die deliziös schmeckten (unserer hauseigenen Bäckerei an dieser Stelle ein großes Lob!). Schließlich machten wir uns auf, dem am Vorabend ausgespähten Weg zu folgen, der glücklicherweise auch einer blieb und uns auf schnellem Wege ins Tal brachte. Von Zeit zu Zeit machten sich schon kleinere Wasserfällchen bemerkbar, der versprochene große blieb aber weiterhin ein Mythos. Nun wurde es monoton, laufen und schwitzen, laufen und schwitzen. Wir fühlten uns fast wie daheim, ähnelte die Kulisse doch fast ein bisschen dem Schwarzwald. Schließlich war es soweit: Der Abenteuerthriller “Sankt Jörg und die Suche nach dem geheimnisvollen Wasserfall” fand endlich sein Ende (auch wenn einige fast an ihm vorbei gelaufen wären). Eiskalt stürzte er sich die Felswand hinunter und lud einige von uns zu einem sehr erfrischenden und wohlverdienten Bad ein. Andere gaben sich damit zufrieden, sich die Füße abfrieren zu lassen. Nachdem noch die angrenzende Höhle erkundet wurde und wir die dortige kleine Holzbrücke zum einstürzen brachten (dabei hatten wir doch rationiert?), gab es ein großzügiges Mittagessen: 3 Kekse für jeden. Wir wussten nicht, wann es das nächste Mal etwas geben würde. Übrigens trafen wir zu dieser Zeit die ersten Menschen seit zwei Tagen (eventuell würden es auch die letzten sein), vermutlich waren alle zuvor schon Kilometer vor unserer Ankunft von unserem Geruch vertrieben worden. Auch wenn die Füße schmerzten, trieb uns die Aussicht auf einen Supermarkt mit letzter Kraft weiter. Nachdem es einige Zeit bergauf (und mit der Stimmung bergab) ging, erblickten wir die ersten Häuser und das Ortseingangsschild, doch unsere Erfahrung hatte uns gezeigt, dass dies in Rumänien gar nichts zu bedeuten hatte. Aber immerhin: Zivilisation. Nun setzten wir an den wundervollen Berghängen zum finalen Sprint an, doch es sollte noch einige Zeit dauern und Kraft kosten. Doch ein Schild und Anwohner, die uns den Supermarkt in 2 Kilometer Entfernung versprachen, weckten noch ein letztes Mal alle Reserven in uns. Auf einmal tat sich die Straße auf und verheißungsvoll lag er von uns: der Laden, bis obenhin gefüllt mit feinsten Schlemmerein. Schnell wurde das benötigte Essen für die nächsten Tage gekauft und von unserem eigenen Geld noch einiges mehr. Die Verkäuferin war sowohl verwundert, wie auch etwas gestresst. Die weiteren Käuferinnen und Käufer vor allem amüsiert von unserem Zeichensprachen Einkauf. Doch egal, wir setzten auf der Straße vor dem Supermarkt zum großen Gelage an. All der billige Süßkram kann wohl nur in dieser Situation schmecken. Mit gefüllte Magen und akuter Diabetes Gefahr rafften wir uns noch einmal zusammen um einen Schlafplatz zu erreichen und dabei war uns alles recht. Obwohl die Füße schmerzten trieb unser Kartenmeister uns unermüdlich weiter. Nun aber die unerwartete Wendung: Ein Mitglied unserer Fahrten Gruppe (mehr aus Spaß und um sein rumänische ein wenig zu testen) fragte einen älteren Mann am Gartenzaun nach einer Möglichkeit zu zelten. Er führte uns wortlos über den angrenzenden Fluss ins absolute Paradies. Einen kleinen Hof, der wohl von den nettesten Menschen in ganz Rumänien bewohnt wird. Zum Glück war eine von uns in der Lage französisch zu sprechen, was auch die Dame des Hauses beherrschte, sodass Kommunikationsbarrieren überwunden waren. Noch während wir unser Gepäck ablegten, machte sich der Sohn daran ein Feuer zu entfachen und sie bot uns Kaffee, Tee, Eier, Frischmilch und eine Toilette an. Kurz darauf wurden uns eingelegte Früchte und selbstgemachte Käse in die Hand gedrückt. Neben den unfassbar gastfreundlichen Bewohnern, waren vor allem die drei kleinen Welpen ein großes Highlight. Auch gab es noch Hühner, Schweine, eine Kuh und mehrere Katzen (jung und alt). Während wir kochten (auf ihrem Herd, denn über dem Feuer ließ sie nicht zu) erzählte sie uns von ihren großen Reisen durch die ganze Welt, eine davon hatte sie auch nach Deutschland geführt zu einem Alphornfestival. Zugleich kamen wir in den Genuss eines rumänischen Pendants dazu, welches sie perfekt spielen konnte.
Wir durften unser Gepäck im kleinen gemütlichen Haus unterstellen und verbrachten den Abend am Feuer. Zusammen mit einem jungen Mann, den sie aus einem Kinderheim aufgenommen hatte, der ebenfalls viel zu erzählen hatte. Bis um halb zwei Uhr nachts saßen wir dort und erzählten uns (via Google Übersetzer) über unser Leben und unsere Träume.
Am nächsten Morgen erwachten wir bei strahlendem Sonnenschein und sofort wurden uns Kaffee und frische Milch an die Kohte gebracht und die drei kleinen Hunde nutzen unseren Schlafplatz als Spiel- und Kuschelwiese. Daraufhin folgte ein üppiges Frühstück im Hof. Aufgetischt wurden Spiegeleier von den eigenen Hühnern, Speck, frische Milch, zwei verschiedene selbstgemachter Käse, eigene Paprika, sowie Blaubeersirup und Marmelade aus Eigenproduktion. Diese Menschen haben selbst so wenig und geben uns doch so viel. Unser Glück und unsere Dankbarkeit darüber lässt sich kaum in Worte fassen! Noch sitzen wir vor dem Haus und auf der Weide, genießen den wunderschönen Hof, die unglaubliche Umgebung und die einzigartige Gastfreundschaft, bevor es für uns weiter geht Richtung Garda de Sus. Als Motivation dient uns hierfür wohl eines der schönsten Erlebnisse unser aller Pfadizeit.
Sankt Jörg: Wir sind gekommen als Fremde und werden gehen als Freunde
Wir sitzen hier in unserem Hof, nicht umgeben von Hundewelpen und Hühnern, sind zu Tränen gerührt von den wunderbaren Menschen, die Euch wunderbare Menschen so herzlich empfangen haben-wir gönnen Euch jede Sekunde und wünschen Euch viele weitere solcher Begegnungen!!!
Von Herzen,
Kristine und Martin